Gaullismus

Gaullismus
Gaul|lịs|mus 〈[go-] m.; -; unz.〉 französ. polit. Bewegung unter Führung des französ. Präsidenten Charles de Gaulle (1890-1970)

* * *

Gaul|lis|mus [go'lɪsmʊs ], der; - [frz. gaullisme]:
(auf den französischen General u. Staatspräsidenten Ch. de Gaulle, 1890–1970, zurückgehende) politische Bewegung, die eine starke Staatsführung u. eine führende Rolle Frankreichs in Europa zum Ziel hat.

* * *

Gaullịsmus
 
[goːl-] der, -, zusammenfassende Bezeichnung für die von General C. de Gaulle im Zweiten Weltkrieg entwickelten und von seinen Anhängern, den Gaullisten, getragenen Prinzipien für die Gestaltung der Innen- und Außenpolitik Frankreichs. Der Gaullismus ist die programmatische Basis der gaullistischen Parteien.
 
Der Gaullismus stellt die uneingeschränkte Souveränität der französischen Republik in den Mittelpunkt seiner programmatischen Überlegungen; dabei geht er von der Notwendigkeit einer starken Zentralgewalt nach innen und der Wahrung der »historischen Größe« und Unabhängigkeit Frankreichs nach außen aus. Unter Einschränkung der beherrschenden Rolle des Parlaments in der Vierten Republik verankerte er in der Verfassung der Fünften Republik v. a. eine starke Stellung des Staatspräsidenten und gab ihm die Möglichkeit, sich durch ein Referendum am Parlament vorbei direkt an die Bevölkerung zu wenden. Der Gaullismus betrachtet sich als eine Sammlungsbewegung (»Rassemblement«), die die politischen Gegensätze überwinden will. Besonders von seiner Entstehung her sieht der Gaullismus in der Existenz einer Vielzahl von Parteien, v. a. in der Kluft zwischen rechts und links, eine Bedrohung der Einheit der Nation. Nach innen betont er den Gedanken der Kooperation, den Ausgleich innergesellschaftlicher Spannungen durch »Participation«, nach außen die nationale Unabhängigkeit auf bündnis- und rüstungspolitischem Gebiet, was auch eine eigene französische Atomstreitmacht einschließt.
 
Parteien:
 
Zur Durchsetzung seiner Ziele in der Vierten Republik gründete de Gaulle 1947 den »Rassemblement du Peuple Français« (RPF), der bei den Wahlen von 1951 zur stärksten Fraktion in der Nationalversammlung wurde. Die Partei zerbrach jedoch an der Frage der Mitarbeit in den Institutionen der Vierten Republik. Nach der Abspaltung kooperationswilliger Gruppen löste de Gaulle 1953 den RPF auf. Nach Gründung der Fünften Republik (1958) konstituierten sich zur Unterstützung der Politik de Gaulles die »Union pour la Nouvelle République« (UNR) und die (stärker linksgerichtete) »Union Démocratique du Travail« (UDT). Beide Parteien, seit 1962 gemeinsam die stärkste politische Kraft in der Nationalversammlung, schlossen sich 1963 zusammen (UNR-UDT). Unter dem Eindruck der Maiunruhen von 1968 traten die Gaullisten als »Union pour la Défense de la République« (UDR) hervor und gewannen bei den Wahlen im Juni 1968 die absolute Mehrheit. In der ersten Hälfte der 70er-Jahre verloren die Gaullisten, die sich nun »Union des Démocrates pour la République« (UDR) nannten, politisches Terrain. Neben de Gaulle waren M. Debré, J. Chaban-Delmas, G. Pompidou, M. Couve de Murville maßgebliche Repräsentanten des Gaullismus. Unter Führung von J. Chirac schlossen sich die Gaullisten 1976 im Rassemblement pour la République zusammen (»Neogaullismus«).

* * *

Gaul|lis|mus [go'lɪsmʊs], der; - [frz. gaullisme]: (auf den französischen General u. Staatspräsidenten Ch. de Gaulle, 1890-1970, zurückgehende) politische Bewegung, die eine starke Staatsführung u. eine führende Rolle Frankreichs in Europa zum Ziel hat.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gaullismus — Das Lothringer Kreuz – seit dem 1. Juli 1940 Symbol des Gaullismus – in Colombey les Deux Églises Gaullismus ist eine wichtige rechtsgerichtete politische Strömung in Frankreich, die von Charles de Gaulle begründet wurde und nach ihm benannt …   Deutsch Wikipedia

  • Gaullismus — Gaul|lis|mus 〈 [golı̣s ] m.; Gen.: ; Pl.: unz.; Politik〉 frz. polit. Bewegung nach dem General u. Staatsmann Charles de Gaulle (1890 1970) …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Gaullismus — Gaul|lis|mus [go lis...] der; <aus fr. gaullisme; <nach dem franz. Staatspräsidenten General Ch. de Gaulle, 1890 bis 1970; vgl. ↑...ismus> nach dem franz. Staatspräsidenten General Ch. de Gaulle benannte politische Bewegung, die eine… …   Das große Fremdwörterbuch

  • Gaullismus — Gaul|lịs|mus , der; <nach de Gaulle> (politische Bewegung in Frankreich) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Gaullist — Das Patriarchenkreuz – seit dem 1. Juli 1940 Symbol des Gaullismus – in Colombey les Deux Églises Gaullismus ist eine in Frankreich wichtige politische Strömung, die von Charles de Gaulle begründet wurde und nach ihm benannt ist. Heute vertritt… …   Deutsch Wikipedia

  • Gaullisten — Das Patriarchenkreuz – seit dem 1. Juli 1940 Symbol des Gaullismus – in Colombey les Deux Églises Gaullismus ist eine in Frankreich wichtige politische Strömung, die von Charles de Gaulle begründet wurde und nach ihm benannt ist. Heute vertritt… …   Deutsch Wikipedia

  • Scholl-Latour — Peter Scholl Latour bei einem Vortrag an der Universität der Bundeswehr München im November 2008 Peter Roman Scholl Latour (* 9. März 1924 in Bochum) ist ein deutscher Journalist und Publizist. Er besitzt neben der deutschen auch die französische …   Deutsch Wikipedia

  • De Gaulle — Charles de Gaulle (1942) Charles André Joseph Marie de Gaulle [ʃaʀl ɑ̃ˈdʀe ʒoˈzɛf maˈʀi dəˈgol] (* 22. November 1890 in Lille, Nord; † 9. November 1970 in Colombey les Deux Églises, Haute Marne) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Scholl-Latour — bei einem Vortrag an der Universität der Bundeswehr München im November 2008 Peter Roman Scholl Latour (* 9. März 1924 in Bochum) ist ein deutsch französischer Journalist und Publizist. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Politisches System Frankreichs — Logo der französischen Regierung Das politische System Frankreichs ist durch die Verfassung der V. Republik von 1958 geprägt. Nach Artikel 1 ist Frankreich eine unteilbare, laizistische, demokratische und soziale Republik. Das System basiert auf …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”